Dies vorangestellt: ich habe dies Möbel in dem hier fotografierten Zustand erworben. Ungewöhnlich sind zwei Dinge: die “tapezierten” Böden und Rückwand wurden mit weißer Farbe übermalt, die geschwungene “Dachabdeckung” besteht aus Leinwand, genauer gesagt aus einem signierten Ölbild des Malers F.Kirchbach (1859-19). Das Möbel , a’ deux corps, datiere ich auf Ende 18.Jahrhundert, erbaut in Holland. Während das Unterteil noch ganz im Stile holländischer Barock Kommoden von 1730/40 erbaut wurde (jedoch keine ” claw and ball” Füße!), ist doch die Vitrine (gradliniger, weniger ausladend, bemüht um viel “Fensterfläche”) stilistisch dem Louis seize zuzurechnen. Auch die Größe des Möbels spricht für die zeitliche Einordnung, das öffentliche “Repräsentationsmöbel” wird kleiner, privater, hält Einzug in die bürgerliche Wohnung. Die konvex/ konkav geschwungenen Schubladenfronten sind gestaltet durch Nussbaum/Ahorn Marketerie: Blumen in Girlandenform. Auf den Seiten finden sich Darstellungen von Vasen, gebundenen Sträußen und Blumen: Ahorn Einlegearbeiten in Nussbaumfurnier. Alle (schmalen) Rahmenteile und Profile des Oberteils sind mit Ahorn eingelegt, in der Art “umlaufender Blumen”. Von Stilmöbeln des späten 19.Jahrhunderts unterscheidet sich diese handwerkliche Spitzenarbeit dadurch, dass hier wirkliche Einlegearbeiten/ Marketerien und nicht preiswerte “Blumenmalereien” das Möbel zieren. Handgehobelte, ausgesuchte Eichenbretter dienen als sogenanntes “Blindholz.”